Digital Commerce: Handlungsempfehlungen

“Lieber gemeinsam pragmatisch vorwärtskommen als perfekt stillstehen.» Dieses Credo von Roland Brack, Inhaber und CEO von BRACK im Kontext der Kooperation Intersport Schweiz / BRACK war für mich eines der Highlights der Digital Commerce Conference 2018 und stellvertretend für die positive Aufbruchstimmung im E-Commerce. Während der stationäre Handel stagniert oder sogar rückläufig ist wächst der Online-Handel jährlich um 5%+, im Non-Food-Bereich mit zweistelligen Wachstumsraten. Der Wettbewerb aus Europa mit u.a. dem Markteintritt von Amazon und Zalando sowie international von u.a. AliExpress und Wish wird jedoch zunehmend stärker.

Daher hier einige Ansatzpunkte , welche Schweizer Online-Händler heute aktiv umsetzen sollten für ein nachhaltiges Bestehen am Markt:

Geschäftsmodellinnovationen: Digitec Galaxus hat das eigene Sortiment mit einer ambitionierten Wachstumsstrategie via Marktplatz innert kürzester Zeit von 0.5 auf über 2 Millionen aktive Produkte erweitert. Zudem ist die Lancierung des eigenen EU-Hubs 2018 aus meiner Sicht einen Meilenstein im Bereich Cross-Border-Commerce.Lesara hingegen hat sich ab Tag 1 als vertikal integrierter Fashion-Händler mit eigener Produktion und Logistik positioniert, um neue Kundenbedürfnisse noch agiler und schneller bedienen zu können. Keller Sports hat kürzlich ein “Keller Prime”-Angebot mit exklusiven Vorteilen für eine Mitgliedsgebühr von EUR 10 / Jahr eingeführt mit exklusiven Vorteilen u.a. zur Erhöhung der Kundenbindung.

Mobile & Apps: Kein neues Thema, aber u.a. die Diskussion mit Vertretern von Silver Surfern und Generation Z hat erneut aufgezeigt, dass heutige Konsumenten altersunabhängig heute aus Convenience-Gründen wie simplem User Interface und Zeitersparnis präferiert mobil, idealerweise direkt in einer dedizierten App einkaufen. Um Mobile Commerce attraktiv und skalierbar umzusetzen sind Kompetenzen wie eine agile, iterative Entwicklung wie z.B. mit der SBB Preview-App sowie hoher Datenqualität für z.B. natürliche Chatbot-Konversation jedoch essenziell. Innovative Technologien wie Chatbots, AR/VR und einer kompletten Shopping-Übernahme durch AI bergen hier riesiges Potenzial, welches aber erst noch erschlossen werden muss.

Cross-Border Commerce & Amazon: Amazon dominiert den deutschen E-Commerce-Markt mit 50%+ Markanteil. Entwicklungen wie das “Lex Patrick Kessler” zur ordentlichen Versteuerung verzollter Volumen ab dem 01.01.2019 und Cross-Border-Commerce-Angebote von z.B. MS Direct, Seven Senders und MeinEinkauf.ch dynamisieren das Geschäft mit und aus der Schweiz. Wie Factor-a und MeinEinkauf.ch betonen ist Amazon ist für CH-Händler zudem essentiell als Produktsuchmaschine (50%+ Online-Shopper suchen Produkt initial auf Amazon), Verkaufskanal und Paradebeispiel für kompromisslose Kundenorientierung (“Start with the customer and work backwards”).

Kooperationen: Brack als Online “Pureplayer” langjähriger E-Commerce-Erfahrung und hochentwickelter Logistik und Intersport mit starker stationärer Verankerung und Markenführung sind eine operative Partnerschaft eingegangen. Dabei betreibt Competec den kompletten Onlineshop für Intersport, Markenführung, Sortiment und Netzwerk verbleiben aber komplett bei Intersport.

Prozessintegration: Insbesondere im B2B-Geschäft sind für Kunden innovative, integrierte Serviceangebote zentral, um gegen u.a. Amazon Business zu bestehen. Elektro-Material bietet dem Kunden hierzu neben dem Produktverkauf ein Komplettangebot von Beratungskompetenz, Administration und flächendeckender Logistik mit 3x täglicher Auslieferung. OPO Oeschger und Löffler teilen die Meinung, dass im B2B-Handel ein integriertes Gesamtkonzept mit überdurchschnittlicher Kundennähe, Verbindlichkeit, Services und Angeboten wichtiger ist als der Preis einzelner Produkte.