“E gueti Zyt!”, schrie der Mann und lief an uns vorbei. Mitten in Basel schmetterten dutzende Trommeln und Piccolos im Gleichschritt ihren Marsch an die Altstadt-Fassaden. Räppli, wie die Konfetti in Basel heissen, fielen mit den Gaben von den "Waggis" oder “den mit riesigen” Larven", im Rest der Welt als Masken bekannt, geschmückten Fasnachtswagen. Der 72 Stunden Ausnahmezustand in Basel, bekannt als die schönsten drei Tage hat bei Onedot eine weitreichende Tradition.
Seit Jahrhunderten im Basler Jahreskalender verwurzelt lockt das Ereignis jedes Jahr hunderttausende von Menschen auf die Strasse. Aktive Karnevalisten verbringen Monate im Voraus damit, die traditionellen Märsche auf dem Piccolo oder den Trommeln zu üben - wofür es sogar eine gesetzliche Ausnahmeregelung gibt - um dann vom Morgestraich bis zum Ändstraich durch die Stadt zu ziehen.
Onedot an der Basler Fastnacht ist ein Muss. Vorher schon mit "Fasnachtkiechli" und "Faschtewajie" warmgegessen, fuhr das Onedot Team über die Autobahn aus Zürich nach Basel, um als Zuschauer an dieser aussergewöhnlichen Tradition dabei zu sein. Anders als in Karnevalshochburgen weltweit ist an der Basler Fasnacht eine klare Trennung zwischen Teilnehmern und Zuschauern erwünscht. Das geht aus dem offiziellen Ratschlag der Veranstaltung an die Besucher hervor, welche besagt: “Gemalte Gesichter, falsche Nasen, Narrenmützen und raue Lieder sind alle verpönt”.
Für Kinder gibt es jedoch eine Ausnahme, Kinder kann man im Kostüm alle drei Tage begegnen, auch wenn sie nicht in der offiziellen Prozession sind. Genau drei Tage lang, von 4 Uhr morgens am Montag nach Aschermittwoch bis 4 Uhr morgens am folgenden Donnerstag, ist es eine stadtweite Party, die sich an lokale Traditionen wendet und sich vor allem an Basler richtet.
Der Morgenstreich eröffnet seit 1808 die Fasnacht am Montag um 4 Uhr morgens. Die Stadtbeleuchtung wird ausgeschaltet und stattdessen erhellen Laternen den Nachthimmel über Basel. Die Fasnachts-Cliquen sind vereinsmässig versammelte Leute, die in der Fasnacht ein Thema satirisch darstellen, besonders inbrünstig, wenn es sich um einen" faux pas" in Zürich handelt. Dies wird normalerweise durch ein kunstvolles Requsit, meistens auf einer grossen Laterne der Clique, dargestellt. Pfeifer und Tambouren bilden gesonderte Marschgruppen, spielen zusammen und deren Kostüme sind auf das Thema abgestimmt.
Da es unmöglich ist, alle Laternen während der Paraden zu sehen und zu schätzen, begaben wir uns auf den Münsterplatz, um beide Seiten der Laternen mit allen Details zu betrachten. Überall stilvolle Masken, Pardon, Larven, Musik, jede Menge Räppli auf dem Boden, aber auch in unseren Jacken und Haaren, ein farbenfrohes Spektakel, welches oft in einem Restaurant oder Bar endet, auch in vielen improvisierten Lokalitäten mit langen Warteschlangen, aber immer fröhlichen Menschen. Wir hatten uns für den Stadtkeller entschieden, der unweit vom Hotel Les Trois Rois und ein Katzensprung vom Stadtzentrum gelegen ist.
Eine traditionelle Mehlsuppe mit Fisch oder Schnitzel als Hauptgericht und etwas Süsses dazu, genossen wir mit Getränken und neuen Freunden am Tisch. Es war eng und laut, aber gleichzeitig kuschelig und fröhlich . Ständig kamen in das fast überfüllte Lokal neue Gäste hinein, spielten die Festivalklänge, trugen Kopflaternen, sprachen über Karikaturen und satirische Reime des Spektakels. An unserem Tisch sassen einige ermüdete Trommler , welche sich mit Bier und Cordon Bleu, gefüllt mit Münsterkäse, stärkten.
Nach dem Essen ging es wieder auf die mit Konfetti" verschneiten" Strassen um das Onedot Teamevent nochmals zu beleben. Durch die Gassen und Treppen, durch die Marktplätze und verwinkelten Bars, durch die gepflasterten Strassen der Altstadt liefen sich Bekannte und Freunde über den Weg, die sich einfach durch die Straßen der Stadt schlängelten, um zu sehen, in wen oder was man sich stürzt – eine Gewohnheit, die die Einheimischen Gässle nennen. Wir liefen im Gleichschritt hinter der Masse her, genossen die Musik und verloren uns für ein paar Stunden im Karneval.
Wir hatten den Dienstagabend gewählt, weil dann die Guggemusik Bands auf den Bühnen am Marktplatz, Barfüsserplatz und Claraplatz vor Tausenden von Zuschauern auftreten.”Me het e Blaggedde” bedeutet, du trägst ein Abzeichen. Besuchern als auch den Einheimischen wird empfohlen, ein Fasnachtsabzeichen zu kaufen und es auf ihren Revers zu kleben. Dies ist fast eine Ehrensache, denn der Reinerlös aus dem Verkauf der Badges geht an die teilnehmenden Gruppen, um deren Kosten zu reduzieren. Die Badges sind in Kupfer, Silber und Gold erhältlich, letzteres als preislich höheres “Bijou”; in einer kleineren, aber besonders eleganten Variante. Nebst Abzeichen sind Schnitzelbangg Künstler sehr beliebt.
Schnitzelbangg Künstler rezitieren satirische Verse über aktuelle Ereignisse in Basel oder aus der ganzen Welt. Die Verse werden auf Baseldeutsch gesprochen und erfordern Kenntnisse der lokalen Nachrichten, um sie zu verstehen. Am Montag- und Mittwochabend führen sie durch die Keller der Cliquen. Nach der Aufführung verteilen sie ihre Texte auf langen farbigen Papierstreifen. Lokale Fernsehsender präsentieren eine Auswahl an guten" Schnitzelbangg" Aufführungen.
Das Onedot Teamevent in Basel war ein faszinierendes buntes Spektakel, dass nach unserer Meinung jeder wenigstens einmal in der Schweiz erleben sollte.