Wir sehen Roger Busch als einen geborenen Kommunikator. Er verfügt über 20 Jahre IT Erfahrung, sehr konzeptstark und analytisch und hat die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu strukturieren und in einfacher Form darzustellen.
Wer ist Roger Busch?
Ich bin seit mehreren Jahren als Berater und Interim Manager tätig. Meine Haupttätigkeitsgebiete sind die Evaluation und Einführung von ERP und PIM Lösungen bei Unternehmungen im In- und Ausland. Durch meine Ausbildung und meine beruflichen Aktivitäten verfüge ich sowohl über tiefes technisches wie auch betriebswirtschaftliches Wissen und Erfahrung.In meinen 25 Jahren Berufserfahrung habe ich in unterschiedlichsten Branchen gearbeitet. Die für mich prägendste Zeit waren die Tätigkeiten in der Softwareindustrie für Banken und im Handel. Danach war ich zehn Jahren im Handel von Haushaltswaren, Werkzeugen und Gartenmöbel tätig und habe dabei die Anforderungen im B2B wie auch im B2C Umfeld kennengelernt. Im Rahmen meiner Projektarbeit habe ich auch umfassende Kenntnisse der Möbelbranche erlangt.
Wie ist es, als Consultant zu arbeiten? Was sind die größten Vorteile und Nachteile?
Für mich ist der grösste Vorteil und Reiz, dass ich mich mit unterschiedlichsten Firmen auseinandersetzen kann. Die vielfältigen Anforderungen der Kunden an mich und meine Arbeit ist für mich spannend, herausfordernd und befriedigend. Ein Nachteil dieser Arbeitsform ist, dass ich nicht fest in ein Unternehmen eingebunden bin und damit meist allein mit meinen Themen umgehen muss. Um dem entgegenzuwirken, habe ich mir ein Netzwerk von Menschen und Firmen aufgebaut, mit denen ich mich regelmäßig austausche.
Welche Transformation geht deiner Meinung nach zurzeit der Handel durch?
Meine Beobachtung ist, dass der Handel zwei wesentliche Transformationen durchläuft. Die eine Transformation ist die Verschiebung der Verkaufskanäle. Der stationäre Handel wird durch den online Handel ergänzt oder in gewissen Fällen sogar ersetzt. Diese Transformation führt dazu, dass Händler ihre Produkte online präsentieren müssen und damit komplett neue Anforderungen an Produktdaten haben.Die zweite Transformation ist die, dass Informationen zu Produkten und Leistungen einfach, schnell und überall für interessierte Kunden verfügbar sind. Der interessierte Kunde kann sich ohne Aufwand schnell einen Eindruck zu Leistungen und Preisen verschaffen. Um gegenüber dem interessierten Kunden kompetent aufzutreten, muss die Präsenz im WEB und die Darstellung der Leistungen und Produkte auf einem hohen Niveau sein.Beide Transformationen führen dazu, dass der Handel neben tollen Sortimenten und ausgezeichneter Logistik auch über hervorragende Produktdaten verfügen muss. Da nur sehr wenige Hersteller ausreichend gute Daten zur Verfügung stellen können, müssen die Daten von den Händlern gepflegt und verwaltet werden. Für die Pflege und Verwaltung von Produktdaten müssen neue Systeme und neue Prozesse eingeführt werden.
Welchen Mehrwert erzeugen PIM Systeme?
Mit einem in die Prozesse und Organisation eingebetteten PIM System können drei wesentliche Verbesserungen erzielt werden.Zum einen wird die Pflege und die Verwaltung von Artikeldaten vereinfacht und effizienter gestaltet. Alle für ein Produkt verfügbaren Informationen werden im PIM System abgelegt. Fehlende Informationen können im PIM System an einem zentralen Ort gepflegt und verwaltet werden. Dies nach dem Motto «mache es einmal, aber richtig».Der zweite grosse Vorteil von PIM Systemen ist die Möglichkeit, Produkte einer oder mehreren Klassifikationen zuzuteilen. Für den Austausch in standardisierten Klassifikationssystemen wie proficl@ss oder ETIM ist dies unerlässlich.Der dritte Vorteil von PIM Systemen ist die Möglichkeiten, Produktinformationen in unterschiedlichen Formaten zu exportieren und so z.B. für E-Commerce Lösungen oder Kunden verfügbar zu machen. In Kombination mit einer MAM Lösung können auch Daten und Bilder für die Produktion von Katalogen in den notwendigen Formaten bereitgestellt werden.
Welches sind die Herausforderungen an Unternehmen in Bezug auf PIM Lösungen?
Hat ein Unternehmen erkannt, dass eine PIM Lösung den Umgang mit Produktdaten massiv vereinfachen wird, stellt sich die Frage, welches PIM Produkt das richtige ist. Soll auch eine MAM Lösung genutzt werden oder soll sogar eine DAM Lösung beschafft werden?Bevor eine Software im Detail betrachtet wird, muss klar sein, welche Anforderungen an das Produkt gestellt werden. Das Unternehmen muss für sich die Fragen beantworten, welche Leistungen und Funktionen notwendig sind und wie die neuen Prozesse ausgestaltet sein sollen. Dieser enorm wichtige Schritt wird oft vergessen oder vernachlässigt. Statt sich mit den Anforderungen auseinanderzusetzen, wird Zeit in die Präsentation von Softwarelösungen investiert.Bei der Einführung von PIM Lösungen fehlen bei vielen Unternehmen die Kompetenzen und die Erfahrung, wie solche Projekte geplant und durchgeführt werden. Dieses fehlende Wissen kann mit externen Experten temporär hinzugefügt werden.
Was sind die grössten Herausforderungen bei der Einführung von PIM Systemen?
Ich erlebe in PIM Projekte regelmässig, dass die Meinung vorherrscht, dass mit der Einführung einer neuen Softwarelösung die Probleme und Fragestellungen zur Digitalisierung geklärt sind. Dem ist aber bei weitem nicht so. Mit der neuen Software sind Anpassungen von Prozessen notwendig, welche mit den betroffenen Menschen erarbeitet und umgesetzt werden müssen. Der Hang zum Perfektionismus und zur 100% Lösung ist eine weitere Herausforderung, mit der ich im deutschen Sprachraum oft konfrontiert bin. Zu Beginn eines PIM Projektes müsse noch nicht alle potentiell möglichen Attribute des Produktdatenmodells bekannt sein. Das Produktdatenmodell wird im Verlauf der Zeit wachsen und an die Gegebenheiten angepasst werden. Es ist besser mit einer nicht perfekten Lösung zu starten, als auf die perfekte Spezifikation zu warten.
Wie siehst Du die Künstliche Intelligenz im Handel?
Ich bin der festen Überzeugung, dass KI im Handel schon sehr bald eine grosse Rolle spielen wird. Das eine Anwendungsgebiet sehe ich in der Anreicherung und Veredelung von Produktdaten, also dem Feld, in dem Onedot erfolgreich tätig ist. Einen weiteren Themenkreis sehe ich bei der Erzeugung von konsumentenfreundlichen Produkttexten und dem Abwickeln von Kundenanfragen durch Bots. Dies sind Themenbereiche, bei denen durch Einsatz von KI Kosten eingespart werden können, ohne dass die Qualität der Leistungen darunter leiden wird.
Was ist der Rat, den Du dem Handel geben kannst?
Ich masse mir nicht an, dem Handel einen allgemeingültigen Rat geben zu können.Durch die Einblicke in unterschiedlichste Firmen habe ich jedoch erkannt, dass die erfolgreichen Firmen jene sind, welche sich schnell auf Veränderungen einstellen und gekonnt neue Technologien einsetzen und das auch dann, wenn noch nicht alles zu 100% geklärt ist. Unternehmungen müssen diese Kompetenzen aufbauen, um am Markt bestehen zu können.
Wie siehst Du die Entwicklung des Handels?
Der Handel ist, wie vorher besprochen, grossen Änderungen unterworfen. Auch in Zukunft wird Handel betrieben werden, aber die Werkzeuge, mit denen Handel betrieben wird und die geltenden Regeln verändern sich.
Was beschreibt Deiner Meinung nach am besten die Zukunft des Handels?
Ich bin überzeugt, dass der Handel auch in Zukunft die Lücke zwischen Herstellern und Konsumenten füllt. Um diese Aufgabe erfolgreich zu meistern, muss der Handel neue Kompetenzen in den Bereichen Produktdatenmanagement und der Erfassung der Kundenbedürfnisse aufbauen.
Die busch-consulting GmbH wurde 2014 von Brigitte und Roger Busch gegründet.