Die Molke floss aus dem Netz, die weisse körnige Käsemasse blieb hängen. Die beiden Mitarbeiter, welche das cremeweiße Gitternetz hievten, waren genauso fasziniert mit dem Fang, wie die beobachtende herumstehende Gruppe der Kollegen. Daraus wird in zwei Monaten echter Käse reifen, jetzt erst sieht es nach einem edlem Milcherzeugnis aus. Zwei Stunden hatten wir die Milchmasse manuell gerührt, geschnitten und gequirlt. Die investierte Zeit hat sich gelohnt. Krachender Donner zog über die Nüenalp, es wurde sehr schnell sehr frisch und nass, während das Gemeinschaftsgefühl verstärkt wurde. Es war unser Käse, und dieser Käse hatte eine Gruppe von verschiedenen Köpfen zusammengebracht.Team-Retreats, ein zunehmender Trend in der Unternehmenswelt, verbinden Mitarbeiter auf verschiedenste Ebene und bauen echte Teamatmosphäre auf. Studien zeigen, bei solchen Events wird sich das Tempo der Kommunikation ändern, das Team ankurbeln, die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit fördern und interne Bindungen stärken.
Die Idee kam von den Unternehmensgründern. Sie suchten einen Ort außerhalb des Betriebs, zunächst etwas geheimnisvoll um einen Überraschungseffekt zu schaffen. So wurde daraus ein halber Tag Seminartagung im Seminarhotel Römerturm in Filzbach und ein halber Tag Teamevent. Wir entschlossen uns, in die Berge zu gehen mit einem etwas entspannten Vormittag zum Tagen, mit Kaffee und Gipfeli, etwas Brainstorming und Kritik austauschen, um anschliessend mit der Kerenzerbergbahn noch höher zu fahren. Das war nicht genug, danach musste noch ein dreissig minütiger Marsch absolviert werden, um an einen ruhigen Ort hochgeschulte Akademiker aus der Data Preparation Branche ans Käsen ranzulassen. Es war einer der besten Tage der letzten Jahre am Kerenzerberg, einen Hochplateau oberhalb des Walensees im Kanton Glarus in der Schweiz.
Dieser Company Retreat verschaffte etwas Abstand zu den alltäglichen Aufgaben und entwickelte ein neues Gesamtbilddenken. Mitarbeiter, die im Laufe des Jahres rund um die Uhr arbeiten, helfen Retreats, den Stress des Erledigens täglicher Aufgaben zu pausieren, damit sie aus den Details ausbrechen und ein großes Bild für die Zukunft entwickeln können. Es ist ein Weg, sich Zeit zu nehmen, um etwas über die Persönlichkeiten der Kollegen zu erfahren, und um zu erfahren, was sich gegenseitig abhebt. Es ist eine sinnvolle Investition in das Geschäft.
Das Team erkundigt gemeinsam etwas Neues, in einem interessanten Umfeld, und öffnet fast spielend die Tür, um mehr über den anderen zu erfahren. Unternehmen berichten zunehmend, dass diese Retreats helfen den Fokus neu zu richten und erleichtern wichtige unternehmensweite Entscheidungen zu treffen. Es ist auf jeden Fall eine Möglichkeit, den Mitarbeitern zu zeigen, dass sie geliebt und geschätzt werden. Team-Retreats sind eine Chance, einfach nur als Gruppe abzuhängen, zu lachen und zu reden, um andere sanft zu unterrichten.Mitarbeiter berichten, es sei eine gemeinsame Entspannung, eine Auszeit vom stressigen Alltag. Sie wüssten nicht, was sie nicht wissen, benötigen Kollegen, die ihnen helfen, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. So werden neue, Relationen verstanden und das Gehirn aufgefrischt. Man fühlt sich geschätzt und verstanden, Bindungen entstehen. Ganz wichtig, man freut sich auf den kommenden Arbeitstag nach der Reise. Ein anderes wichtiges Element jeden Rückzugs ist, was passiert, nachdem er vorbei ist.
Die nette Dame, welche das Gruppen-Käsen mitgestaltet und erklärt hat, brachte einen grossen hellen Holzeimer mit Nudeln, Käse, Apfelmus und karamellisierten Zwiebeln auf den rustikalen Holztisch. Wir hatten gerade die Schweine bewundert, eine Lektion über Kuhnahmen angehört und die Räume der Nüenalp zu Ende erkundigt. Es war Abendessenszeit. Die frisch zubereiteten Ziger Hörnli mit feinem Guss aus Ei, Milch und mit einer anständigen Portion Rahm verfeinert, schloss den Bergerlebnis-Tag ab.
Abschließend durften wir noch mit dem Trottinet die Alp runterfahren, steil hinunter. Einer der Kollegen war wesentlich schneller als die meisten andern, stoppte öfters und schoss mit der Kamera hinter jeder zweiten Kurve Aufnahmen von rasenden Kollegen auf den Trottinett. Eine spektakuläre Fahrt bei starkem Regen, mit Wind im Gesicht, glitschigen Blättern unter den Rädern und zahllosen kringelingen Kurven. Aber jeder durchnässte Kopf auf den leicht klapprigen Trottinetts wusste genau; hinter oder vor mir ist jemand, auf den ich mich verlassen kann.